Kambodscha Report
13. Januar 2023

Im Schatten des Genozids

KAMBODSCHA
Das Trauma des Genozids sitzt in Kambodscha immer noch tief. Doch wo Jesus den Menschen begegnet, kommt Licht ins Dunkel.

Man kann ihn erahnen, wenn man durch Angkor Wat spaziert: den Glanz der »Sonnenkönige« im einst blühenden Reich der Khmer. Die riesige Tempelanlage gilt als weltweit größtes religiöses Bauwerk. Doch Prunk und Reichtum sind längst vergangen, an ihre Stelle sind Armut und ein abgrundtiefes Trauma getreten. In einer ärmlichen Siedlung von Siem Reap, am Rande der Ruinen, finanziert AVC seit zehn Jahren eine private Englischschule für Kinder.

Verbesserte Perspektiven  Das Functional English Center (FEC) ersetzt die Regelschule nicht, sondern ergänzt diese. Die wichtige Weltsprache wird in verschiedenen Niveaus bis hin zum Übersetzer-Diplom vermittelt. Der Unterricht befähigt die Kinder, in der Schule gut mitzuhalten und später gar ein Studium in Angriff zu nehmen. Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigen, gute Jobs rücken in greifbare Nähe. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes aus – ein Resultat, das nicht sofort sichtbar ist, aber nachhaltig verändert.

150 bis 200 Kinder werden jährlich im FEC regelmäßig unterrichtet. Die Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis zur Oberstufe sind sehr motiviert. Dass einige Lehrer Briten und Kanadier sind und nur Englisch sprechen, ist hilfreich. Alle Mitarbeitenden sind Christen mit einer evangelistischen Ader und viel Liebe zu den Menschen. Dies ermöglicht es den Kids, Jesus kennen-
zulernen. Bereits folgen viele seinem Ruf.

Von Buddha zu Jesus  Zahlreiche buddhistische Familien im Dorf wollten vor Gründung der Schule vom Christentum nichts wissen. Dass aber ihre Kinder Englisch lernen, hießen sie gut. So schickten sie ihre Kids in die christliche Schule. Institution. Veränderungen zum Guten ließen nicht lange auf sich warten. Die Eltern wurden zugänglicher und begannen, bei Schulaktivitäten und Abschlussfeiern mitzumachen. Auch wurde ihr Wunsch nach Kursen für Erwachsene erfüllt. Nach und nach schafften es unsere Mitarbeitenden, Kontakte zu einigen Familien zu knüpfen. Man lud sie in die Häuser ein, wo sie das Evangelium teilen und mit den Leuten beten konnten. Als Heilungen geschahen, nahmen sechs Familien Christus in ihr Leben auf und gründeten eine kleine Gemeinde – die Pathway of Life Church.

Tiefe Wunden  Noch gibt es aber nicht viele Christen in Kambodscha. Dabei wäre die Botschaft der Vergebung Balsam auf die traumatisierte Volksseele. Mit über zwei Millionen Opfern war Kambodscha Ende der 1970er-Jahre Schauplatz eines gewaltigen Genozids. Die Rote Khmer, zu Beginn eine Befreiungsarmee, steigerte sich auf dem Weg zur »perfekten sozialistischen Gesellschaft« in einen landesweiten Blutrausch und löschte einen Drittel der eigenen Bevölkerung aus.

Alles, was nur im Entferntesten nach Individualität »roch«, war verdächtig. Bildung, Religion, Privatbesitz oder die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit führte zu Internierung, Folterung und Tod. Wer nur schon lesen konnte oder eine Brille trug, galt als intellektuell und damit konterrevolutionär. Selbst Folterer und Wärter gerieten in die Todeswalze, wenn sie bei ihrer »Arbeit« die geringsten Zweifel erkennen ließen. Ebenso kam es zu Säuberungsaktionen innerhalb von Polizei und Armee. Durch Massenexekutionen, Hunger, Krankheit und unmenschliche Zwangsarbeit wurde eine ganze Generation dahingerafft. Fotos und Handzeichnungen im Genozid-Museum Kambodschas dokumentieren die Brutalität der Roten Khmer.

Gottes Perspektive  Seither sind über 40 Jahre verstrichen. Doch der Geist des Todes schwebt immer noch spürbar über der heutigen konstitutionellen Monarchie. Diese Nation ist noch nicht heil. Die Menschen lächeln in asiatischer Manier, das schlimme Kapitel will man hinter sich lassen. Inwendig aber bluten die noch unverarbeiteten seelischen Wunden.

Unser Projektleiter verbringt seine Reise im südostasiatischen Königreich mit unserem Partner vor Ort. Gemeinsam besuchen sie eine nationale Gebetsgruppe. Die wenigen Nachfolger von Jesus fühlen sich verloren im großen Land. Bei dieser Zusammenkunft schenkt Gott einen Eindruck, zeigt seine Perspektive auf, die alle tief bewegt und ermutigt: »Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.« (Lukas 12,32)

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