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02. Februar 2024

Vom Täter zum Wohltäter

THAILAND
»Ich wollte mich umbringen. Doch der Ast, an dem das Seil hing, brach ab.« Wäre Ralf O. der Suizid geglückt, hätten seither viele Bedürftige in Thailand keine Hilfe erhalten. Ein Gespräch mit dem AVC-Projektpartner in Thailand.

Nach einer zweifelhaften Karriere in juristisch dunkelgrauen Bereichen Deutschlands floh Ralf vor dem befürchteten Zugriff der deutschen Polizei vorsorglich nach Schweden. Dort wurde der heruntergekommene Freak von einem Chinesen von der Strasse aufgelesen, zum christlichen Glauben geführt und nach Thailand gebracht. Seine Mitarbeit in einem Slum-Kindergarten in Bangkok leitete Ralfs »Karriereknick« nach oben ein.

Mit Ralf unterwegs zu sein ist eindrücklich, berührend – und amüsant. Es macht Sinn, sich vor dem Weiterlesen dieses brandneue Video mit Ralfs Life-Story anzusehen (siehe unten). Im folgenden Gespräch schürfen wir dann etwas tiefer.


Ralf, du hast in Thailand geheiratet und eine Firma gegründet. Nicht nur, um euch selbst über die Runden zu bringen. Denn dein Herz schlug auch für Kinder.
Ralf: Ja, der Erlös aus der Firma hat mir geholfen, verschiedene Projekte zu starten, zuerst Kindergärten und Kinderheime, dann Patenschafts-Programme. Mit Projekten wie einer Kaffee-Kooperative, Baumplantagen, Fruchtanbau und Pilzzucht arbeiten wir mit Dorfbewohnern zusammen, um nachhaltige Selbsthilfe zu ermöglichen. Auch leiten wir in diesen Projekten alle unsere Kinder an, praktische Fähigkeiten zu entwickeln. Natürlich ist das mit vielen Herausforderungen verbunden. Nicht alles, was ich anpacke, ist erfolgreich. Aber ich lerne dazu.

Viele der betreuten Kinder sind inzwischen erwachsen. Was ist aus ihnen geworden?
Unsere ehemaligen Schüler haben unterschiedliche Wege eingeschlagen. Viele sind in ihren Dörfern geblieben und arbeiten in der Landwirtschaft und christlichen Gemeinden mit. Andere finden Arbeit in der Stadt, unter anderem im Tourismus. Einige haben studiert und sind in Berufe wie Lehrer, Ärztin oder Krankenpfleger eingestiegen. Ein ehemaliger Schüler ist sogar in der Regionalpolitik aktiv. Leider sind auch einige auf Abwege geraten und im Gefängnis gelandet. So gut es geht versuche ich, mit allen in Kontakt zu bleiben und sie zu ermutigen.

Unter anderem hast du 2000 Wasserfilter in Umlauf gebracht und eine Pumpe erfunden, die ohne Fremdenergie Wasser bis zu 200 Meter hinaufbefördert.
Ich habe die Pumpe nicht erfunden – das war Joseph Mongolfier 1796 in Frankreich, der auch bei der Erfindung des Heissluftballons mitgemischt hat. Durch moderne Materialien konnte ich lediglich Effizienz und Leistung verbessern. Die wasserbetriebenen Pumpen versorgen zuverlässig viele Dörfer und Kinderprojekte, in denen wir sie installiert haben.

Nach dem Tsunami 2004 hast du bei den Mokken, einem Stamm von Seezigeunern, zusammen mit lokalen Gemeinden Nothilfe geleistet, Dörfer aufgebaut und Kinderprojekte gestartet. Was waren die besonderen Herausforderungen?
Die Mokken haben ihre eigene Kultur, sprechen oft nur gebrochenes Thai und sind meist Analphabeten. Infolge der Überfischung des Meeres leiden sie unter Armut und einer niedrigen sozialen Stellung in der Gesellschaft. Wir fördern es stark, dass sie die Staatsbürgerschaft erlangen und ihre Kinder thailändische Schulen besuchen. Beides trägt zu einer besseren Integration der Mokken bei.

Was schmerzt dich bei deinem Engagement am meisten?
Am meisten schmerzt mich, dass ich oft nicht helfen kann, dass ich machtlos bin, wenn ich Ungerechtigkeiten gegenüber Kindern und anderen wahrnehme. Oder weil schlicht die Mittel oder die Zeit fehlen. Das belastet mich sehr. Umso überwältigender ist es zu erleben, wenn Gott in hoffnungslosen Situationen eingreift.

Was motiviert dich, zusammen mit der Hilfe auch deinen Glauben weiterzugeben?
Es fasziniert mich, Menschen in meinem Umfeld zu beobachten – meine Familie, Freunde und Mitarbeiter, aber auch ganz Fremde. Besonders schön ist es, bei den von uns betreuten Kindern zu erleben, wie sie im Glauben wachsen und sich positiv verändern. Das ist motivierend, obwohl auch Enttäuschungen nicht ausbleiben. In der Bibel steht: »So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selbst. Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken« (Jakobus 2,17-18).

Danke, Ralf! So wie ich dich und deine Arbeit kennengelernt habe, trifft das den Nagel auf den Kopf!

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