Den Hungertod vor Augen

Grund dafür sind die Überschwemmungen und kalten Winter der vergangenen Jahre, der Mangel an Saatgut sowie die aktuell anhaltende Trockenheit. Nordkoreas schlimmste Hungersnot seit Jahrzehnten verläuft im Stillen, da kaum Informationen durchdringen.

Das Land wäre dringend auf Importe von Lebensmitteln aus dem Ausland angewiesen. Doch als eines der ersten Länder der Welt schloss Nordkorea aufgrund von Covid-19 seine Grenzen. Die einheimische Produktion kam nahezu zum Erliegen. Eine riesige Anzahl Menschen ist stark unter- und mangelernährt. Ein Mitarbeiter unserer Partner-Organisation in China und Kenner der Lage berichtet: «Zurzeit gibt es nichts zu essen und keine Medikamente in den Geschäften. Es gibt einfach nichts für die Menschen.«

Unsere größte Sorge gilt den Kindern. AVC betreibt seit vielen Jahre drei Bäckereien für die Produktion von Sojabrötchen. Damit wurden täglich 10 000 Kinder in Krippen, Kindergärten, Waisenhäusern und Grundschulen versorgt. Seit der Grenzschließung ist es nicht mehr möglich, Mehl einzuführen, um Brötchen für die hungernden Kinder zu backen. Unsere Großbäckereien liegen brach. Mehrfach haben wir Gesuche um Zulassung der Einfuhr von Mehl eingereicht, bislang ohne Erfolg. Die Wiedereröffnung der hermetisch verriegelten Grenzen zeichnet sich als sehr langsamer Prozess ab.

»Die Situation ist wirklich schlimm«, berichtet der Mitarbeiter weiter. »Wir bekommen ständig verzweifelte Anfragen, aber es ist fast unmöglich, Lebensmittel zu liefern.« Vereinzelt gelingt es unseren Partnern, Esswaren über die chinesische Grenze nach Nordkorea zu bringen. Aufgrund von Sicherheitsbedenken ist es nicht möglich, Details bekanntzugeben. Unsere Partner bitten uns, weiterhin für die Kinder, die hungernde Bevölkerung und die Untergrundkirche Nordkoreas zu beten.