AVC Pakistan Report 1|22
18. Januar 2022

Afghanen für Jesus

PAKISTAN/AFGHANISTAN
Es ist mitten in der Nacht. Vor der Tür bauen sich zwei schwer bewaffnete Typen auf. Sie wollen in ein Haus mit 37 afghanischen Christen eindringen. Ein Albtraum wird wahr: Taliban haben von einer unserer geheimen Unterkünfte in Quetta Wind bekommen.

Doch unsere mutigen und ebenfalls bewaffneten Wachposten schaffen es, das Duo von ihrem Vorhaben abzuhalten. Die Weggewiesenen drohen, mit Verstärkung zurückzukommen. In einer Nacht- und Nebelaktion evakuieren wir die Christen. Die Taliban kommen wieder, doch jetzt ist niemand mehr da.

Belutschistan, im Westen Pakistans, ist ein gefährliches Pflaster. Über die Hälfte der Einwohner sind Taliban. Diese sind gut untereinander und mit ihren afghanischen Pendants vernetzt. Hier versorgen wir an die 1000 Personen, die nach Machtübernahme der Taliban aus Afghanistan geflüchtet sind, mit Lebensmitteln und Hygienekits.

Legaler Status Unter den Geflüchteten sind 208 Christen; diese erhalten eine intensivere Betreuung. Wir haben sie in »safe houses« (sicheren Häusern) untergebracht. Nebst besonderem Schutz und der Versorgung mit dem Lebensnotwendigen versuchen wir auch, ihnen Afghan Cards zu besorgen: Ausweise, durch die sie legalen Flüchtlingsstatus erlangen. So können sie arbeiten und ihre Kinder zur Schule schicken.

Oder ausreisen. Die meisten wollen weg, haben vielleicht Verwandte in den USA, Deutschland oder Großbritannien. Wer keine Möglichkeit zur Weiterreise hat, baut sich in Pakistan eine neue Existenz auf. Unsere Partner versuchen jedoch, einige Christen zu motivieren, nach Afghanistan zurückzukehren, wenn sich die Situation etwas beruhigt hat. Denn auch dort soll den Menschen das Evangelium gebracht werden. Andererseits ist klar, was ihnen blühen kann, wenn sie das tun. Eine Zerreißprobe.

Weiterreisen, zurückkehren oder bleiben? Motivation zur Rückkehr wird durch eine Jüngerschaftsschule angestoßen. Oft sind es junge Flüchtlinge, die durch unsere Arbeit Jesus kennenlernen. Unsere Partner hoffen, dass einige die Berufung wahrnehmen, zu ihrem Volk zurückzukehren und die Gute Nachricht in ihre Heimat hineinzutragen.

Um der Sache Willen sind einige afghanische Christen auch bereit, in Pakistan zu bleiben und freiwillig auf eine Weiterreise zu verzichten. Dann aber müssen sie befürchten, über kurz oder lang von den Taliban entdeckt zu werden. Diese Christen – 40 bis 100 Personen – unterstützen wir weiterhin: Wir sorgen für deren Sicherheit und Unterhalt, bis sie auf eigenen Füßen stehen.

Ständig in Gefahr Einen super Job bei der Betreuung der Flüchtlinge leistet unser Partner vor Ort, die von AVC mit gegründete Goodwill Foundation. Zu deren Unterstützung haben einige Gemeinden aus der Umgebung Pastoren und Mitarbeiter freigestellt. Diese sind in K. ständigen Gefahren und konstantem Stress ausgesetzt. Dem Leiter der Foundation steht ein pensionierter pakistanischer Oberst zur Seite. Der Mann hat eine beispiellose Karriere hinter sich: Nach zehn Jahre in der Armee

wurde er Sicherheitsbeauftragter für die US-Botschaft und verantwortete jeweils das gesamte Sicherheitsdispositiv, wenn amerikanische Präsidenten auf Staatsbesuch kamen. Was Wunder, ist seine Bekanntheit groß und sein Kontaktnetz enorm! Beides kommt jetzt unserer Flüchtlingsarbeit zugute. Unserem Team haben sich auch 20 Christen aus dem Iran angeschlossen, die eine Berufung für Afghanistan haben. Drei von ihnen erzählen:

Ida: Drei Träume von Jesus

»2015 erschien mir Jesus in diesem Traum: Ich bin gefangen in einer Kiste und kann mich nicht befreien. Plötzlich ist jemand da und sagt: ›Ich helfe dir, ich bin Jesus.‹ Den Traum hatte ich drei Nächte hintereinander. Danach nahm ich Jesus in mein Herz auf. Es ist nun mein Lebensziel, Menschen zu helfen, Christus kennenzulernen. Durch die Lebensmittelpakete von AVC, die wir verteilen, habe ich Kontakt zu 100 Personen. Ich arbeite hart daran, dass sie bald Christus kennenlernen.«

Sonny: Vom Friedefürsten erzählen

»Ich habe mein Leben der Verbreitung des Evangeliums gewidmet. Schon im Iran galt meine Berufung den Afghanen. 2017 besorgte ich mir ein Visum für Afghanistan, aber meine Kirche erlaubte mir diese Reise damals nicht. Ich begann, intensiv für eine offene Tür nach Afghanistan zu beten. Dieses Land ist ständig im Krieg und im Kampf. Wir müssen den Menschen dort vom Friedensfürsten Jesus erzählen! Ich bin dankbar, dass ich heute im Nordwesten Pakistans unter afghanischen Flüchtlingen arbeiten kann.«

Raffat: Familien für Christus gewinnen

»Jesus begegnete ich im Iran. Er saß mir direkt gegenüber am Tisch und sagte: ›Sehr vielen Menschen wirst du die Gute Nachricht verkünden.‹ Ich arbeitete unter Studenten und konnte 150 iranische Jugendliche zu Christus führen. Deshalb wurde ich verhaftet und nach Pakistan abgeschoben. Hier arbeitete ich für säkulare NGOs. Um meiner Berufung zu folgen, gab ich diese sehr lukrativen Jobs auf und geriet in Armut. Aber Gott gibt mir die Kraft, meine Aufgabe zu erfüllen, egal, was passiere.  Eigentlich wollte ich in den Iran zurückkehren. Aber jetzt strömen so viele Afghanen nach Pakistan! Zurzeit betreue ich 25 Flüchtlingsfamilien. Eine Familie hat bereits Jesus angenommen. Also bleibe ich hier, um auch die restlichen 24 für Christus zu gewinnen.«

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