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10. Dezember 2019

Was Bomben nicht zerstören können

SRI LANKA
Viel Zeit wird verstreichen, bis die Wunden der Oster-Anschläge in Sri Lanka verheilt sind. Der Hauptpastor der betroffenen Zion Church im Interview.

21. April 2019. Sri Lanka wird am Ostersonntag von synchron verübten Bombenattentaten in Colombo, Negombo und Batticaloa erschüttert. Bei Osterfeierlichkeiten in Kirchen und Hotels werden 259 Menschen brutal aus dem Leben gerissen, über 500 verletzt und Ungezählte traumatisiert. Viel Zeit wird verstreichen, bis die äusseren Wunden verheilt sind. Die inneren werden vielleicht nie heil werden. 

Im September habe ich* die vom Attentat erschütterte Zion Church in Batticaloa besucht und dem Hauptpastor, Roshan Mahesan, am Ort des Geschehens ein paar Fragen gestellt.

Wie habt ihr das Attentat in eurer Kirche erlebt?
RM: »Ich selbst war Ostern auf Besuch in Norwegen und kann nur die Schilderungen meiner Mitarbeiter weitergeben: Der Sonntagsschulgottesdienst ist soeben beendet. Die Kinder sind im Vorraum, knabbern an ihren Snacks. Die Erwachsenen strömen in die Kirche. Kurz vor dem Start des Gottesdienstes sieht unser Mitarbeiter Ramesh einen Mann mit Rucksack in den Vorraum eintreten. Er hält ihn auf, fragt, was er will. »Den Gottesdienst filmen«, sagt er. Ramesh überfällt ein ungutes Gefühl, er begleitet ihn aus dem Saal zum Eingang des Foyers. Doch der junge Mann kehrt um, stürmt zur Mitte des Vorraums – genau hier, wo wir jetzt stehen – und sprengt sich in die Luft. 29 Christen sterben, darunter 14 Kinder – und Ramesh. Seine Reaktion hat ein grösseres Blutbad verhindert. Hätte sich der Terrorist im Kirchensaal in die Luft gesprengt, hätten wohl Hunderte ihr Leben verloren. Ramesh hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.«

Hat dieses Attentat Auswirkungen auf deinen Glauben, dein Vertrauen in Gott und deine Vision?
RM: »Die Tat war schrecklich. Unsere 1500 Gemeindeglieder sind traumatisiert, darunter zahlreiche Kinder mit schweren Verletzungen. Aber mein Glaube an Gott, mein Vertrauen ist nicht erschüttert worden. Im Gegenteil: Das dramatische Ereignis hat uns als Kirche mehr zusammengeschweisst und unser Anliegen für Sri Lanka noch stärker gemacht. Ich persönlich habe die Vision, dass durch meinen Dienst mindestens 20 000 Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden.« 

Wie können wir euch in dieser Situation unterstützen?
RM: »Betet für uns. Vor allem für die Familien, die Angehörige verloren haben. Auch für die vielen Verletzten und Traumatisierten. Helft uns finanziell, damit wir Kindern mit schweren Gesichts- und Hautverletzungen durch kosmetische Folgeoperationen zu einem einigermassen normalen Aussehen verhelfen können. Und für die Ausbildung von Kindern, die ihre Eltern verloren haben.

Wir brauchen dringend ein neues Kirchengebäude. Denn unsere Leute tun sich schwer, an den Ort des Geschehens zurückzukehren. Und zudem war die Kirche viel zu klein. Unser neu erworbenes Land – fünf Kilometer von hier – und unser Bauprojekt werden 900 000 Dollar verschlingen. Als Gemeinde tun wir unser Möglichstes, schaffen das alles jedoch nicht allein.«

Mit meinem Besuch in Batticaloa beabsichtigte ich eigentlich, den Betroffenen Mut zu machen. Doch ich kam mit mehr davon zurück, als ich bringen konnte. Mut zu unerschütterlichem Glauben und Vertrauen in Gott. Ermutigt durch die unbeirrbare Vision des Pastors und seiner Leute. Die Bomben haben Menschen in den Tod gerissen, Gebäude demoliert, aber den Glauben nicht zerstören können.

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