Report News Äthiopien
January 24 2025

Wenn die Tiere sterben

ÄTHIOPIEN
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Jelidesa ist heute sechs Jahre alt. Seine frühe Kindheit erlebte er in einer kleinen Siedlung in der Borana-Region in Äthiopien, abseits von großen Straßen und fernab von Städten. Trockene Buschlandschaft, kärgliche Böden und nur gerade genug Gras und Grünzeug, um die mageren Tiere einigermaßen durchzubringen. Von der Hauptstadt Addis Abeba, 500 Kilometer weiter nördlich, kennt man bestenfalls den Namen.

Wenn kein Regen mehr kommt

Einfach war das Leben der Hirten in der Borana-Region nie. Als aber mehrere Regenzeiten nacheinander ausfielen, das kümmerliche Grün vollends verdorrte und die Tiere nichts mehr fanden, verendeten alle Kühe und Ziegen. Jelidesas Eltern war bewusst, dass ihr Leben nie wieder dasselbe sein würde. Sie würden mit zehntausenden anderen Richtung Kenia ziehen müssen in der Hoffnung auf ein Überleben. Und sie würden in Camps entlang der Flüchtlingsroute vollständig angewiesen sein auf die Versorgung durch Hilfsorganisationen.

Überleben mit Perspektive

Mitarbeiter von AVC besuchten im April 2023 das Camp in Dubuluk – eines der Lager, die in der Dürrekatastrophe wie Pilze aus dem Boden schossen (siehe AVCreport 03/23). Die Wahl fiel auf dieses Camp aufgrund einer Empfehlung der Behörden: »Da können Sie alles sehen, was so ein Camp ausmacht.« Zu sehen gab es Bedürftige, die vor dem LKW einer Hilfsorganisation Schlange standen, um ihre Essensration in Empfang zu nehmen. Und scharenweise Kinder vor einer Kulisse provisorischer Unterkünfte aus Planen. Ein insgesamt deprimierender Anblick. Das unmittelbare Überleben schien immerhin gesichert. Wie aber eine Perspektive für diese Menschen schaffen? Und wie den Kindern eine geregelte Schulbildung ermöglichen? Mit diesen Fragen kehrten wir zurück.

In der Zwischenzeit sind die damals angedachten Hilfsprojekte umgesetzt. 200 Kinder sind in unserem Patenschaftsprojekt registriert. Dieses trägt alle Kosten, die mit dem Schulbesuch verbunden sind: Gebühren, Uniform, Arbeitsmaterialien.

Hinzu kommt die soziale und medizinische Betreuung. 83 Familien erhielten eine Ziege aus unserem Geschenkeshop und taten damit einen ersten Schritt in die Selbstversorgung.

Mit dem Wasser kam die Hoffnung

Noch mehr: Im vergangenen Jahr hatten wir die Vision, das neu entstandene Zentrum in der Nähe von Dubuluk mit Wasser zu versorgen. Gemeint ist ein Grundstück mit einer Kirche, wo die Verwaltung des Patenschaftsprojekts angesiedelt ist. Dank der Spenden vieler Freunde konnten wir das Projekt umsetzten, und unser Traum wurde Wirklichkeit.

Von einer Brunnenbohrung sahen wir ab, weil die geologischen Verhältnisse an dieser Stelle ungünstig waren. Die aufwändige, aber lohnenswerte Lösung war schließlich eine zwei Kilometer lange Zuleitung vom nächsten Brunnen. Im bewässerten Garten gedeihen bereits die ersten Setzlinge von Papaya und anderen Fruchtbäumen.

Anfang Oktober wurde die Wasserstelle feierlich eröffnet. Es war ein Vorrecht, die Begeisterung der Menschen zu spüren und ihre Dankbarkeit zu erleben.

»Wir hatten keine Hoffnung mehr. Jetzt haben wir Ziegen und Wasser, und unsere Kinder gehen zur Schule. Wir haben wieder Hoffnung. Geben Sie unseren aufrichtigen und großen Dank weiter«, so einer der Sprecher.

Entscheidende Perspektiven

Und auch die Kirche auf dem neuen Gelände wächst und gedeiht. Menschen siedeln sich an. Wo Wasser ist, ist Leben. Das gilt im natürlichen Bereich ebenso wie im geistlichen.

Jelidesas Leben bleibt herausfordernd. Wann die Familie aus dem Camp wegziehen kann, ist ungewiss. Der Aufbau einer neuen Existenz ist mühsam. Aber der Junge hat eine Perspektive. Er kann eine Schule besuchen und ist in einer Gemeinschaft geborgen. Am Wochenende nimmt er an der Teamstunde und der Sonntagschule teil. Die Devise unserer Arbeit lautet »Kindern helfen. Zukunft schenken«. Danke, dass Sie uns das ermöglichen!

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