Und täglich bebt die Erde
»An vielen Orten schicken sie die Kinder nicht mehr zur Schule. Die Eltern haben Angst, dass ein weiteres Beben kommt. In einer Klasse sind jetzt oft nur sechs oder sieben Kinder, statt 30 wie zuvor. Die Erde bebt täglich mehrmals. Die Leute haben eine App, und abends, wenn sie zusammensitzen, schauen wir nach, wann, wo und wie stark die Erde gebebt hat. Und machen sich Sorgen, was als Nächstes kommt.
Wo die Häuser nicht komplett zerstört wurden, sind die Leute wieder in ihre Wohnungen zurückgekehrt, selbst wenn die Blöcke Risse haben. An vielen Stellen, wo ein Wohnblock kurz vor dem Zusammenbruch steht, versuchen die Bewohner, so viele Habseligkeiten wie möglich zu retten. Da und dort sieht man, wie Sofas, Schränke und Tische mit dem Kran via Fenster heruntergeholt werden. Die Möbel, selbst wenn sie beschädigt sind, werden in Schuppen gelagert. Die Leute sagen: ›Wir wissen nicht, wann und wie wir Hilfe bekommen. Wir retten, was wir retten können.‹ Es ist herzzerreißend.
Ich habe unseren Partner, der seit Februar unermüdlich im Einsatz ist, ermutigt, sich mal eine kleine Auszeit zu gönnen. Aber das kann er nicht. Er sagt: ›Das Elend um uns herum ist immens. So viele Menschen sind gestorben. Wir können uns jetzt nicht ausruhen – vielleicht eines Tages, aber jetzt noch nicht.‹ Durch unseren Partner hilft AVC mit Lebensmitteln, Hilfsgütern und Zelten. Die Christen sind an verschiedenen Orten aktiv. Sie treffen sich, ermutigen einander, beten und planen, wo sie konkret anpacken und praktisch helfen können.«