
»Ich sah Jesus, erkannte ihn aber nicht«
Auf eine Hitzewelle, die ihresgleichen sucht, folgen in Pakistan verheerende Überschwemmungen. Der Grundwasserspiegel in der Gegend um die Thar-Wüste ist sehr hoch. Deshalb bleibt das Wasser wochenlang stehen und lässt Baumwoll-, Weizen- und Zuckerrohrkulturen verrotten. Ungeziefer macht sich breit. Von Mücken übertragene Krankheiten gefährden vor allem Bevölkerungsgruppen, die in Armut leben.
Wir besuchen unsere Partner vor Ort. Unser Timing ist gut: Heute ist der erste Tag, an dem die Straßen wieder befahrbar sind, trotz eines verbleibenden Wasserpegels von 30 cm. Unser Bestimmungsort ist ein indigenes Dorf in der Provinz Sindh. Hier leben 40 christliche Familien, die von unseren Partnern betreut werden. Umsurrt von tausenden von Fliegen werden wir in einer einfachen Kirche herzlich empfangen. Sie dient dem Dorf auch als Unterschlupf bei Regen. Zu uns gesellen sich weitere christliche Leiter aus anderen Dörfern, in denen nur Wenige Jesus nachfolgen. Ihrer Geschichten berühren uns sehr.
Farhan* – weg von der Götzenanbetung
»Mein Großvater war Zimmermann und machte Statuen aus Holz. Als er noch kein Christ war, kam ein Missionar in seine Werkstatt und fragte ihn: ›Was machst du da?‹ Mein Großvater antwortete: ›Ich schnitze einen Gott, damit ich ihn anbeten kann.‹ Der Missionar entgegnete: ›Gott ist doch derjenige, der uns gemacht hat! Bete nicht etwas an, das du selbst machst. Bete den wahren Gott an!‹ An jenem Tag gaben mein Großvater, mein Vater und mein Onkel ihr Leben Jesus und stellten fortan keine Götzenfiguren mehr her. Durch sie kamen viele weitere Menschen in verschiedenen Dörfern und Stämmen zu Christus.«
Akram* – ein Stamm in der Sackgasse
»Der Grund, warum unser Stamm weder sozial vom Fleck kommt noch Christus annehmen will, ist die Armut. Wir besitzen kein Land, müssen von einem Ort zum anderen ziehen und arbeiten als Tagelöhner auf den Feldern der Großgrundbesitzer. Wir sind sehr arm und können es uns nicht leisten, unsere Kinder zur Schule zu schicken. Keine Ressourcen, keine Bildung. Es gibt zwar ein Neues Testament in der Sprache unseres Stammes, aber die meisten Leute sind Analphabeten. Entscheidet sich jemand für Jesus, wird er von Familie und Verwandten ausgestoßen. Und wenn man nicht genug hat, um seine Kinder zu ernähren – wie soll man da den Glauben mit anderen Menschen teilen? Viele Christen raten ihren Kindern: ›Werdet ja keine Pastoren, denn dann könnt ihr nicht überleben!‹ «
Shahnaz* – rundherum eingezingelt
»Hinter den Mauern unserer Siedlung liegt ein muslimisches Dorf. Hier lebt ein radikalislamischer Richter, der regelmäßig Fatwas ausstellt. Das sind Rechtsprechungen gemäß der Scharia. Damit gibt er seinen Landsleuten unter anderem das Recht, unsere Töchter zu kidnappen, zu vergewaltigen und zur Bekehrung in den Islam zu zwingen. Fatwas sind eine ständige Gefahr für uns. Andererseits werden wir auch von den Hindus mit Flüchen belegt. Früher hatte ich große Angst, dass meine Frau und ich krank oder kinderlos bleiben würden, oder dass wir gar sterben könnten, wenn wir uns nicht vor ihren Göttern verneigten. Doch dann sagte meine Frau: ›Hab keine Angst. Der Herr, den wir anbeten, ist mit uns.‹ Sie holte ein Kreuz aus ihrer Tasche und legte es vor uns auf den Nachttisch. Wir gingen auf die Knie und beteten. Keinem von uns ist jemals etwas passiert.«
Nadeem* – Gewalt und Süchte überwunden
»Zu unserer Hochzeit schenkte mir meine Frau eine Bibel. Ich legte sie zu meinen Hindu-Büchern. Jeden Sonntag sagte sie: ›Lass uns in die Kirche gehen.‹ Doch davon wollte ich nichts wissen. Ich behandelte sie wirklich schlecht und schlug sie immer wieder. Trotzdem sagte sie sich nicht los von Christus, sondern fastete und betete zwei Tage pro Woche für mich. Eines Tages sah ich Jesus in einer Vision, erkannte ihn aber nicht. Und auch das zweite Mal, als er mir erschien, wusste ich nicht, wer das war. Erst nachdem ich ihm zum dritten Mal begegnet war, distanzierte ich mich vom Hindu-Tempel und hörte auf, die Gita, das Lehrbuch der Hindus, zu lesen. Da beschimpften mich die Leute im Dorf und sagten voller Abscheu: ›Er ist Christ geworden!‹ Meine Frau schlug vor, in ein christliches Dorf zu ziehen. Ich fragte Jesus: ›Was willst du, dass ich tue?‹ ›Geh und teile meine Liebe. Bete für die Menschen, und ich werde mit dir sein‹, lautete seine Antwort. Früher war ich ein Dieb, ein Raucher und ein Alkoholiker. Das änderte sich, als ich zu Christus kam. Aber es war nicht einfach, denn mein Herz lockte mich immer wieder: ›Lass uns noch einmal trinken; nur noch eine Zigarette!‹ Ich betete und blieb standhaft, und so hat der Herr mein Leben über viele Jahre hinweg verändert. Durch Jesus überwand ich alle Abhängigkeiten. Und dann begann ich, dem Herrn wirklich zu dienen.«



