Wasser ist Zukunft
Die gebirgige Landschaft der Nuba Mountains liegt in der Sahelzone, dem Übergang von der Sahara im Norden zur Trockensavanne im Süden. Die Menschen leben von dem, was sie in der Natur finden. Vereinzelt halten sie Ziegen, Hühner und Wildsäue. Reich ist, wer einen Mangobaum besitzt: Dieser spendet Schatten, trägt essbare Früchte und zeigt an, dass es an dieser Stelle Wasser gibt.
Es gibt kaum Straßen. Die Menschen sind bitterarm, und um andere Orte zu erreichen, laufen sie tagelang. Nur selten erblickt man jemanden auf einem Esel oder Kamel. Die Männer stellen Ziegelsteine aus Stroh und Lehm her und bauen die Wohnhütten. Die Frauen sind mit Krügen auf dem Kopf in der größten Hitze kilometerweit unterwegs, um Wasser und Holz zu holen.
Beschäftigung und Zukunft
Für die Kinder gibt es nicht viel zu tun. Dankbar nehmen sie deshalb die sinnvolle Beschäftigung an, die ihnen unsere elf Primar- und Sekundarschulen für einige Stunden am Tag anbieten. Die Kinder kommen gern. Der Abschluss unserer behördlich anerkannten Schulen ermöglicht ihnen den Übertritt in die nächste Schulstufe und letztlich in eine weiterführende Ausbildung. Selbst die ganz Kleinen begreifen, dass dies ihre Chance ist, einmal der Armut zu entkommen.
Die insgesamt rund 150 Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen könnten auch anderswo unterrichten, wo das Leben einfacher wäre. Sie aber sind hier, weil sie nicht lediglich einen Job machen, sondern ihre Aufgabe viel weiter fassen: Sie investieren ihr Leben in diese Kinder und sind wie Eltern für sie. Der christlich geprägte Unterricht beginnt mit Beten und Singen. Das wissen auch die meist muslimischen Familien. Doch die Menschen in dieser Gegend sind tolerant, sodass es fast nie zu Problemen kommt.
Viel laufen, wenig essen Die Kinder kommen zu Fuß, wobei ein mehrstündiger Weg hier keine Seltenheit ist. Ein Junge trifft ein, die Hand zu einer Faust geballt. Was hat er darin eingeschlossen? Ein paar Getreidekörner – sein Mittagessen. Und wenn er abends wieder heimkehrt, kann er nur hoffen, dass es für ihn eine sättigende Mahlzeit gibt. Das ist der Alltag Vieler.
Die jungen Frauen an den Sekundarschulen sind der Gefahr von Übergriffen ausgesetzt, wenn sie abends den Heimweg durch die Wildnis antreten. Deshalb richten wir zurzeit an einer unserer Oberstufen einen Schlafsaal ein, damit die Schülerinnen dort übernachten können. Für Schüler, die sehr entlegen wohnen, ist außerdem eine Internetverbindung via Satelliten vorgesehen. Diese soll Schulbildung im Fernstudium ermöglichen. Davon profitieren talentierte Schüler wie diese: Eine junge Frau, vielmehr ein Teenager von 15 oder 16 Jahren, kommt mit ihrem Baby zur Schule. Allmorgendlich legt sie einen Fußmarsch von 25 Kilometer zurück, und kehrt am Abend wieder heim, um dort für ihren Ehemann zu kochen. Homeschooling via Tutorials würde ihr das Leben erleichtern.
Der Brunnen, Zentrum der Gemeinschaft Die Anzahl Kinder an einer Schule hängt immer auch davon ab, ob Wasser da ist oder nicht. An einer unserer Primarschulen schrumpfte die Schülerzahl von 1500 auf 500 Kinder. Weil es im ganzen Einzugsgebiet nur noch stinkende Schlammlöcher, aber kein sauberes Wasser mehr gab, zogen viele Familien weg. Um die Landflucht zu stoppen, beauftragte AVC eine Spezialfirma mit dem Bau eines Brunnens. Die Anreise der Arbeiter mit dem LKW dauerte drei Tage. Sie sondierten und fanden frisches Grundwasser in 180 Metern Tiefe.
Nun hoffen wir, dass sich die weggezogenen Familien um den neuen Brunnen erneut ansiedeln und auch die Schülerzahlen wieder steigen.
Zwei Hühner und ein StrohdachDamit wir eine Schule gründen können, braucht es das Einverständnis der Sippenführer. Diese müssen »nicken«. Wenn sie aber nicken, dann unterstützen sie das Projekt und schauen, dass die Familien ihren Beitrag leisten. Eine Jahresgebühr für einen Schüler beläuft sich auf den Gegenwert zweier Hühner. Das ist zwar nicht viel, wertet aber den Unterricht auf. Auch müssen die Einwohner das einfache Schulhäuschen selbst bauen: ein paar Bänke, ein Strohdach, und fertig ist das Klassenzimmer.
Ein Blinder mit Durchblick In den Nuba Mountains lebt ein blinder Evangelist, der sich von seinen Leuten freiwillig in der Wildnis aussetzen ließ. Hier will er den Menschen von Jesus erzählen. Er predigt, die Leute kommen und hören zu. Auch betet er für die Kranken und Gott heilt sie. Viele haben auf diese Weise schon Jesus kennengelernt. Einige von ihnen haben sich der Gemeinde des blinden Evangelisten angeschlossen. Sie kümmern sich um den Pastor. Tagsüber bringen sie ihm zu essen, abends führen sie ihn zu seiner Strohhütte. Ab und zu liest ihm jemand aus der Bibel vor, und dann predigt er über diese Verse. Wenn niemand da ist, der lesen kann, dann hört er auf den Heiligen Geist. Er sagt: »Der Heilige Geist ist der beste Lehrer überhaupt. Er offenbart mir Dinge, welche die Herzen der Zuhörer so stark berühren, dass sie zum Glauben an Jesus Christus kommen.«