AVC Syrien
November 14 2021

Unterwegs mit Risiko

SYRIEN
Die Einweihung des Dialyse-Centers, Taufen, Kindersegnungen und die Aussicht, nach mehrfachen erfolglosen Versuchen endlich nach Nordsyrien zu gelangen, war für die AVC-Delegation Anstoß genug, die Risiken eines Besuchs auf sich zu nehmen.

Doch der geplante Kurzaufenthalt im Irak, von wo aus die Weiterreise nach Syrien erfolgen sollte, artet zu einer Geduldsprobe aus. Denn der Helikopterflug nach
Kobane ist wegen eines terroristischen Raketenangriffs gescheitert. Und auch der zweite Anlauf misslingt aufgrund bürokratischer Hindernisse sowie des Umstands, dass wir als Schweizer keine Vertretung in Syrien haben. Nach einer Woche des Wartens bleibt nur noch der ungleich riskantere Zwölfstunden-Trip auf vier Rädern.

Auf der syrischen Seite des Tigris fährt uns ein Begleitfahrzeug mit vermummten und schwer bewaffneten Sicherheitsleuten voraus – durch die Wüste, vorbei an unzähligen Ölpumpen, einsamen Gehöften und Schafherden, die an vertrocknetem Grünzeug knabbern.

Überraschende Begegnungen
Erster Zwischenhalt in einer berüchtigten Stadt, in welcher Straßenblockaden Assads Territorium vom kurdischen trennen und deren Namen wir hier aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Hier setzt der verdrängte IS noch immer Zeichen. Eine Stadt, in der wir überraschende Begegnungen haben.

Ein kühner Priester im Talar sagt uns auf der Straße: »Als der IS die Stadt besetzt hielt, sind ein großer Teil der Christen ins Ausland geflohen. Ich selbst würde die Stadt niemals verlassen, solange noch Christen hier sind.«

Eine (ex)muslimische Frau serviert uns Tee und vertraut sich uns an: »Meine ersten fünf Kinder habe ich verloren, weil mich mein Mann während den Schwangerschaften verprügelte. In meiner Verzweiflung schrie ich zu Gott. In der Nacht erschien mir Jesus im Traum, legte seine Hände auf meinen Bauch und sagte mir, dein nächstes Kind wird leben! Das ist wahr geworden. Mein kleines Mädchen hat jedoch einen Herzfehler. Ich habe immer wieder von Jesus geträumt. Ich bin Muslima, aber ich glaube an Jesus!«

Im Rahmen eines Meetings mit der Stadtprominenz geben wir einer kurdischen Frau in hoher leitender Position ein paar christliche Gedanken weiter. Überraschend führt sie unsere »Kurzpredigt« ihrerseits fort. Kurden sind sehr offen für den christlichen Glauben, obwohl dieser hierzulande je nach Region ein Hochrisiko darstellt.

Unter Gottes Schutz
Wir fahren weiter, vorbei an Ruinen und zerstörten Städten. Diesmal in Begleitung eines Panzerfahrzeugs. In einer umkämpften Gegegend erfährt die Besatzung, dass der IS den vor uns liegenden Straßenabschnitt kontrolliert. Wir müssen ins Panzerfahrzeug umsteigen. Der Fahrer sucht nervös nach der Abzweigung für einen Umweg. Unser Adrenalinspiegel steigt. Meine Frau hatte mir am Abend zuvor einen prophetischen Eindruck weitergegeben: »Ihr werdet beobachtet, ein Laster kippt Kies vor euch auf die Straße, ihr seid gezwungen, einen Umweg zu fahren.« Das erfüllt sich exakt und macht uns Mut – Gott hat unsere Reise unter Kontrolle.

In Kobane
Orte zu sehen, die vom Terror komplett in Schutt und Asche gelegt worden sind, ist erschütternd. Hingegen begeistert uns sehr, Menschen zu begegnen, die, von Gott berührt, jetzt für ihn im Einsatz stehen.

Unter Begleitschutz preschen wir zwei Tage verspätet zurück in den Irak. Einen Koffer voll Buchhaltungsbelege unserer syrischen Projektleiter, die Kamera voll Filmszenen und Fotos, unsere Köpfe voller unvergesslicher Eindrücke.

Dass der Grenzübergang in den darauffolgenden fünf Tagen wegen islamischer Feiertage geschlossen sein würde, erfuhren wir erst dort. Und dass wir einen der letzten Abflüge von Erbil vor dieser Pause erwischt hatten, erfuhren wir erst zu Hause. Nochmals für Tage im Irak steckenzubleiben hätte wohl unsere – nach westlichem Empfinden – erprobte Geduld strapaziert, und auch jene unserer Frauen, die oft genug auf uns verzichten.

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