AVC Report Tansania
December 02 2022

Nicht das Ende

TANSANIA
27. August 2022: Die Nachricht vom überraschenden Tod unseres dienstältesten Missionars Werner Drotleff trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube. Beim berührenden Abschied in Tansania wird klar: Sein Lebenswerk wird sich dank seiner weisen Voraussicht weiter multiplizieren. Ein Bericht von Eduard Schmidt, Leiter AVC Deutschland.

Ich reise mit Waldemar Sardaczuk für die Trauerfeierlichkeiten nach Tansania. Meine erste afrikanische Beerdigung wird zur längsten, die ich je besucht habe. Auf die stundenlange Gedenkveranstaltung in Kunduchi folgt die noch längere Beisetzung in Morogoro. Neben der Familie sind viele Weggefährten, Freunde, Missionare und Pastoren aus dem In- und Ausland dabei. Sie berichten von Begegnungen mit Werner, singen Lieder und feiern sein Leben – bis in die frühen Morgenstunden.

»Baba« Werner! Mir imponiert Werners Familie. Er selbst ist zuhause angekommen. Und Regina und ihre Kinder Deborah, Christina und Markus strahlen trotz tiefem Schmerz eine ansteckende Freude aus! Und Dankbarkeit. Dankbar, weil sie Werner als Ehemann und Vater haben durften. Dankbar, dass Gott ihn bis zum letzten Tag geführt und dann ohne lange Leidensphase heimgeholt hat. Eine derart reife und tiefgläubige Haltung beim Abschied eines geliebten Menschen habe ich noch nie erlebt. Ich bin stark beeindruckt.

Werner war nicht nur für seine drei Kinder der »Baba«. Geistlicher Vater, Freund und Vorbild war er auch für ungezählte Tansanier. Das wird in allen Beiträgen deutlich. Werner hat sein Herz an Tansania verloren und die Herzen der Tansanier gewonnen. Er schob viele Projekte und Arbeiten an und begleitete diese – nicht von oben herab, sondern liebevoll, wohlwollend, gewinnend, motivierend. Die Wertschätzung ihm gegenüber ist enorm. 35 seiner 72 Lebensjahre investierte er in seiner Wahlheimat Tansania. Und jetzt wird symbolhaft auch sein Leib als Saat in die tansanische Erde gelegt. Eine Saat, die aufgehen wird.

Zahlreiche Einheimische drücken ihre Entschlossenheit aus, fortzusetzen, was Werner begann. Und mir wird klar: Sein irdischer Tod bedeutet nicht das Ende seines Dienstes. Eine neue Etappe, eine Zeit der Multiplikation fängt an. Danke, Werner!

Demütig, mit Weitblick und einer klaren Vision: so hat Werner gelebt – auf ansteckende Weise.

Auszüge aus einem Interview im Herbst 2021:

»Wir hatten immer gebetet: Herr, verbinde uns mit den besten Leuten für die Aufgaben, die du für uns hast. Die Arbeit ist eine Teamsache und keine für Einzelkämpfer. Und deshalb freue ich mich, dass Gott uns mit vielfältig begabten Leuten zusammengeführt hat.«

Werner Drotleff war ein Teamplayer mit Herz. Er liebte es, Leute in ihre Berufung und die Ausschöpfung ihres Potenzials zu führen – zum Beispiel seinen tansanischen Nachfolger.

»1990 kamen wir nach Kemondo, zusammen mit Pastor Johannes Kasimbazi. Das war wirklich Gottes Führung. In Johannes haben wir einen Mann gefunden, der alles für Jesus gibt. Ich kann freudigen Herzens gehen und dann vielleicht ein bisschen meine Pensionierung genießen.«

Nach 30 Jahren Zusammenarbeit übertrug Werner die Gesamtverantwortung für sein breitgefächertes Lebenswerk an Johannes.

»Zum Anfangen in diesen Gebieten ist es schon wichtig gewesen, sozial etwas zu tun. Überall haben wir aber auch das Evangelium verbreitet. Das liegt uns eigentlich mehr am Herzen.«

Als Vollblut-Missionar hat Werner den Sendungsauftrag von Jesus nie vergessen: »Geht hin und macht zu Jüngern …«

»Ganz besonders dankbar sind wir für die souveräne Führung, die wir durch Gott erlebt haben – und auch für die Bewahrung.« Auch als AVC sind wir dankbar für die 34-jährige begeisternde Zusammenarbeit mit Werner. Der wertvollste Nachlass von Werner sind Menschen: einheimische Mitarbeiter, seine Frau und drei erwachsenen Kinder, die mit Herzblut seine Arbeit weiterführen, sowie ungezählte Tansanier, die jetzt dank Werner in einer Beziehung mit Jesus leben.

Regina, Ehefrau: »Mit 17 bekam ich den Ruf, mit 29 hat der Herr die Tür nach Afrika geöffnet. Dort lernte ich meinen Mann kennen, obwohl ich eigentlich nie ans Heiraten gedacht hatte. Ich habe dann erfahren, wie gut und schön eine Ehe sein kann, und wie erfolgreich im Dienst für den Herrn. Die Menschen hier sind sehr offen. Mit viel Freude vermitteln wir ihnen die gute Botschaft.«

Christina, Tochter: Leiterin des Kinderheims in Morogoro: »Als meine Eltern hier in Morogoro anfingen, ging es ihnen vor allem darum, den Kindern ein gutes Zuhause zu geben, genug zu essen und eine gute Schulbildung. Auch sollten sie in den Glauben einsteigen können. Meine Vision ist, dass die Kinder einen guten Charakter entwickeln. Denn was bringt es, wenn die Kids eine super Ausbildung haben, aber es an gutem Charakter fehlt? Dazu wollen wir ihnen helfen, eine persönliche Beziehung zu Jesus zu finden und diese zu vertiefen.«

Deborah, Tochter, Stellvertretende Managerin der Technical Secundary School in Kemondo:

»Ich bin hier aufgewachsen. Ich liebe dieses Land, diese Menschen, dieses Projekt und dass ich mich hier persönlich einbringen darf. Wir führen eine in Tansania einmalige Schule. Die Jugendlichen sollen handwerkliche Fähigkeiten erlangen – und gleichzeitig Charakterstärke und eine persönliche Beziehung mit Gott finden. Sie sollen nicht im Mainstream mitschwimmen, sondern ihre von Gott geschenkten Gaben in den Aufbau des Landes investieren.«

Markus, Sohn, ist eine Art »Hansdampf in allen Gassen«. Er brettert mit seinem Geländewagen kreuz und quer durch Tansania – wer mitfährt, lernt zu beten – und packt an, wo Not am Mann ist. Zum Beispiel in Wasserprojekten von NGOs und bei AVC. Heute ist er unser Mitarbeiter.

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